Autor

Rolf

Jeitziner

KOSTPROBE

Gommer für Anfänger *Felix*Sponsoren gesucht

von | Mai 22, 2020 | Kurzgeschichten | 0 Kommentare

Gommer für Anfänger

Ein buntes Treiben herrscht an diesem frühen und sehr kalten Morgen. In dicke Jacken gehüllt, mit Kappen und Schal stehen Moritz, Rudi, Lisa und Felix draussen vor dem Auto.
„Holst du noch die Skier aus dem Keller und bindest sie auf den Dachträger?“, trägt Moritz seinem Bruder Rudi an. „Ja natürlich“, antwortet dieser.
Felix ist schon voller Vorfreude auf den heutigen Skitag. Früher konnte sich die Familie keinen Skisport leisten. Als Rudi und Moritz eine Anstellung fanden, änderte sich einiges, so auch das mit dem Skifahren.
In dieser Gegend, mit so vielen Pisten und traumhaftem Wetter, wäre es doch eine Schande, nicht Ski zu fahren.

Die Skier kommen aus dem Occasionshandel, das stört aber niemand.

«Es geht los, alle einsteigen», ruft Moritz. Ein Onkel, Moritz und Rudi, Felix, ebenso Mutter Lisa steigen ins Auto.
Für Lisa ist der Tag ein Wagnis, denn sie fährt heute zum ersten Mal Ski.

Der Schnee liegt noch auf den Strassen und so ist die Fahrt doch mit einigen Tücken verbunden. «Achtung, Moritz», ruft Rudi, der einen Automobilisten von der Seite heranrutschen sieht. Moritz kann noch gerade rechtzeitig bremsen. «Uff», stöhnt die Runde im Auto.

Onkel Moritz hat sich keines der grossen Skigebiete ausgesucht, sondern einen kleinen Hang mit nur einem Bügellift im Goms, einem Hochtal, welches die Zufahrt zu den Pässen Grimsel, Nufenen und Furka ermöglicht. Natürlich sind die Pässe im Winter lange Zeit wegen der enormen Schneemassen gesperrt.

Der Hang ist relativ flach und bietet die beste Voraussetzung für Skianfänger.
«Weisst du noch, Felix, wie du mit Skifahren angefangen hast»? fragt Onkel Rudi. «Ja», entgegnet Felix und verzieht das Gesicht. «Die Abfahrtspiste im Skigebiet von Montana habt ihr mich hinunterfahren lassen. Ich hatte zittrige Knie, sodass ich nur im Stemmbogen und mit Tränen in den Augen die Piste hinunterrutschte».
«Ja, den ganzen Schnee hast du hinuntergeschoben», lacht Onkel Rudi.
Auch Lisa kann sich noch an die Geschichte erinnern. Ein mulmiges Gefühl steigt in ihr auf.

Die Fahrt mit dem Auto führt über ein hügeliges Gelände, aber doch stetig aufwärts. Links und rechts führen die Kurven hinauf ins Goms. Felix freut sich schon auf einen Teil der Strecke, einen ganz bestimmten Teil, der jetzt genau in diesem Moment herannaht. Moritz kurvt über einen weiteren Hügel in die nächste Linkskurve und fährt abwärts immer wieder über die Zugs-Geleise der Furka-Oberalp-Bahn, welche die Strasse überqueren, dann steigt die Strasse wieder an. Moritz weiss genau, worauf Felix wartet, und gibt für diesen Streckenabschnitt extra viel Druck aufs Gaspedal, sodass das Auto beim erneuten Anstieg für ein paar Sekunden über der Strasse schwebt. Das fühlt sich an, als wären sie schwerelos. Felix kann sich ein Jauchzen nicht verkneifen.

Die Fahrt ist lang und wunderschön. Entlang der Furka-Oberalp-Bahn, den hübschen Walliser Dörfern und Langlauf-Loipen bewundern die Vier die einzigartige Schneelandschaft.

«Die Reihenfolge der Dörfer kann ich mir nie merken», ruft Felix.
«Da gibt es ein einfaches Lied», entgegnet Lisa, «und das geht so:»


Der Eisbär vom Goms

Der Atem gefriert im niederen Wald,

der Schnee ein kristallenes Blitzen.

Den Gommern ist es fast nie zu kalt,

wenn sie Spuren in die Piste ritzen.

Ein «Ingen» fast in jedem Hort,

durch den wir friedlich stapfen,

Goms ist wie ein Grafenort,

eisige Farben spiegeln in Zapfen.

Von Münster bis Ulrichen wird uns nicht bang,

ein Recken und Strecken,

zügig geht’s dem Rotten entlang,

Massen von Schnee die Wiesen bedeckt.

Nach Ober und Ober ist Gletsch unser Ziel,

wo unter der blauen Zunge der Rhone

ein munterer Bursche treibe sein Spiel,

Eisbär Ulrich, der dort wohne.



Wie geht die Geschichte weiter?

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